Die psychischen Belastungen steigen
Vier von
10 sorgen sich um Kollegen, trotz steigender Kosten von 39 Milliarden pro Jahr und hohen
Einsparungspotentialen wird Prävention einfach negiert.
Psychische
Belastungen verursachen neben ungeheurem Leid in Wirtschaft, Unternehmungen und
in dem österreichischen Gesundheitsbudget ( rd. 33 Milliarden, das ist ca 1/3
des Gesamtbudgets) exorbitante Kosten, die täglich steigen. wir liegen heute
mit den durch psychische Belastungen verursachten Leistungseinbußen bereits bei
rund 39 Milliarden Euro/ Jahr und trotzdem wird das weitgehend ignoriert und
keiner denkt an Prävention. Zahlen Daten, Fakten, Einsparungspotentiale und "Best
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ORF
22.05. 2017
Vier
von zehn sorgen sich um Kollegen
Für jede dritte Arbeitnehmerin und jeden dritten
Arbeitnehmer sind die Belastungen im Job bereits viel zu hoch. Die Betroffenen
seien als Burn-out-gefährdet einzustufen, besagt eine am Montag präsentierte
Untersuchung der AK Oberösterreich, die auf Daten aus deren regelmäßig
erhobenem Arbeitsklima-Index beruht. Die Untersuchung legt nahe, dass man das
Phänomen Burn-out mit neuen Augen sehen muss.
Der gängigen Einschätzung über Burn-out-Gefahren widerspricht etwa das
Bild vom gestressten Topmanager oder Akademiker. Die Belastung ist im Gegenteil
gerade unter Pflichtschulabsolventinnen und -absolventen am höchsten. Mit zu
geringer Stressresistenz oder gar Faulheit hat das Thema gar nichts zu tun:
Viele Betroffene sehen gar nicht, dass sie „ausbrennen“ - zum Unterschied von
jenen, die Tag für Tag mit ihnen zu tun haben.
Betroffene sehen Gefahr oft
nicht selbst
Zwar hält sich laut der Untersuchung ein Drittel der Beschäftigten
selbst für zumindest leicht Burn-out-gefährdet. Das deckt sich aber nicht
komplett mit jenen, die nach ihrem eigenen Gefühl die steigenden Anforderungen
im Beruf nicht mehr mit dem Bedürfnis nach einem erfüllten Privat- und
Familienleben in Einklang bringen und den eigenen hohen Ansprüchen an die
Qualität der Arbeit gerecht werden können - also Burn-out-gefährdet sind.
Betroffene sehen zudem offenbar oft den Wald vor lauter Bäumen nicht,
ihre Kolleginnen und Kollegen hingegen schon: Fast vier von zehn Beschäftigten
machen sich den Angaben zufolge Sorgen um ihre Kollegen. Fast ein Drittel gab
an, im eigenen Betrieb jemanden zu kennen, der bereits wegen eines Burn-outs im
Krankenstand war. Für die jeweilige Unternehmensleitung ist Burn-out dagegen nur
zu 19 Prozent ein Thema.
Chefs unterschätzt, Kollegen
überschätzt
Hoffnung im Hinblick auf die Einsichtsfähigkeit von Chefetagen machen
hingegen die Angaben von Betroffenen: 75 Prozent sagen, die Unternehmensleitung
sei verständnisvoll mit der Erkrankung umgegangen. Die Nichterkrankten glauben
nur zu 69 Prozent, dass sie in dem Fall auf ihre Vorgesetzten zählen könnten.
Umgekehrt ist es bei der Kollegenschaft: Vorher zählen 75 Prozent auf
Verständnis, bereits Erkrankte glauben aber nur noch zu 60 Prozent daran.
Trotzdem sieht Oberösterreichs AK-Präsident Johann Kalliauer
Handlungsbedarf bei den Arbeitgebern. Es brauche Taten: „Um Burn-out zu
verhindern, reicht es nicht, die psychischen Belastungen am Arbeitsplatz zu
erheben. Die Arbeitgeber müssen die Ergebnisse der Evaluierung ernst nehmen und
wirksame Maßnahmen gegen krankmachende Arbeitsbedingungen umsetzen“, so
Kalliauer bei einer Pressekonferenz am Montag.
Stress ist subjektiv
Näher betrachtet wurde diesmal auch das Thema psychischer Stress. Ein
knappes Viertel der Beschäftigten fühlt sich durch Zeitdruck belastet, etwa ein
Sechstel durch ständigen Arbeitsdruck. Jeweils rund ein Zehntel aller
Beschäftigten empfindet technische oder organisatorische Änderungen sowie
wechselnde Arbeitsabläufe als stressig. In vergangenen Erhebungen lagen die
Werte deutlich höher. Das ist aber nur bedingt Grund zur Freude.
Einerseits haben sich nach Einschätzung der AK die Grenzen davon, was
als Stress angesehen wird, zunehmend nach oben verschoben - siehe Burn-out.
Andererseits deutet die Untersuchung auf ein fortschreitendes
Auseinanderklaffen verschiedener Arbeitswelten hin: Der Stress am oberen Ende
der Jobhierarchien hat zumindest nach dem Gefühl der Betroffenen abgenommen,
umgekehrt aber bei Textilarbeiterinnen und -arbeitern, Pflegekräften und am Bau
sogar signifkant zugenommen.
Job für WKÖ „selten Ursache“
von Burn-out
Der Arbeitsklima-Index misst und beschreibt seit 20 Jahren
vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen aus Sicht der
Arbeitnehmer. Nach einem Rekordtief im Frühjahr 2016 (104 Punkte) hat sich der
Index wieder erholt und liegt jetzt bei 108 Punkten. Auch hier gibt es jedoch
eine Zweiteilung: Der Anstieg ist vor allem auf Optimismus hinsichtlich der
wirtschaftlichen Aspekte der - auch persönlichen - Zukunft zurückzuführen,
während die Einschätzung der aktuellen Lage weit weniger rosig ist.
Naturgemäß anders sieht das Thema die Arbeitgeberseite. Die
Wirtschaftskammer (WKÖ) meinte am Montag in einer Aussendung, der Job sei „zwar
der Schauplatz des Burn-outs, aber selten die Ursache“. Gerade in Österreich
seien die Fürsorgepflichten der Arbeitgeber und die Arbeitszufriedenheit
überdurchschnittlich hoch. Arbeitnehmer hingegen müssten „eine adäquate
Leistungseinstellung vorweisen und aktive Maßnahmen zur Erhaltung ihrer
psychischen und körperlichen Gesundheit setzen“.
Links:
·
WKÖ
luzi, ORF.at/Agenturen
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